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Jakob Lorber, geb. 1800 in Untersteiern hörte am 15.3.1840 eine Stimme, die ihm gebot, aufzuschreiben. Und er schrieb auf, und schrieb und schrieb.Danke

copyright by Elisabeth Steffen Ffm Schopenhauerstr. 27
Man wird hier sagen:

Das ist vorzugsweise für das männliche Geschlecht bestimmt, ohne Unterschied, ob ledig oder verheiratet, und daß die Weiber beiläufig auch miteinbegriffen werden können und nicht das Recht haben sollen, andere Männer zu verlocken und zu begehren, das alles versteht sich von selbst.

[02] Ich aber sage dagegen:

Wenn schon die Menschen ihre Satzungen gar fein zu bestimmen imstande sind und in eben ihren Satzungen für jeden möglichen Fall gar feine und kluge Sonderungen machen, so wird man dem Herrn doch nicht den Vorwurf machen können, als hätte Er gar aus Unkunde unbestimmt ausgedrückte Gesetze gegeben, oder Er hätte gleich einem pfiffigen Advokaten Seine Gesetze also auf Schrauben gestellt, daß die Menschen darüber unvermeidlich sich so oder so versündigen müssen.

[03] Ich meine, eine solche Folgerung aus der näheren Betrachtung des freilich unbestimmt gegeben scheinenden Gesetzes zu machen, wäre denn doch etwas zu arg.

Man kann daher viel leichter schließen, daß dieses Gesetz, wie alle übrigen, ein höchst bestimmtes ist.

Es ist nur mit der Zeit und ganz besonders in der Zeit des entstandenen Hierarchentums sogestalt verdreht und fälschlich ausgelegt worden, daß nun kein Mensch mehr den eigentlichen wahren Sinn dieses Gesetzes kennt.

Und das ist geschehen aus purer Habsucht.

Im eigentlichen reinen Sinne hätte dieses Gesetz dem Priesterstande nie einen Pfennig eingetragen, in seinem verdeckten Sinne aber gab es Anlaß zu allerlei taxierten Vermittlungen, Dispensen und Ehescheidungen, und das natürlich in der früheren Zeit bei weitem mehr als jetzt.

Denn da war die Sache also gestellt, daß zwei oder mehrere Nachbarn sich gegen die Versündigung an diesem Gesetze durchaus nicht verwahren konnten.

Wieso denn?

[04] Sie mußten natürlicherweise mehrere Male im Jahre aus übergroßer Furcht vor der Hölle gewissenhaft beichten.

Da wurden sie in diesem Punkte gar emsig examiniert, und es war, im Falle irgendein Nachbar ein schönes junges Weib hatte, schon sogar ein Gedanke, ein Blick, etwa gar eine Unterredung von seiten der anderen männlichen Nachbarn, als eine ehebrecherische Sünde gegen dieses Gebot erklärt, welche meist mit einer Opferbuße belegt wurde.

Geschah gar eine etwas stärkere Annäherung, so war auch schon die volle Verdammnis fertig, und der einmal auf der einen Waagschale St. Michaels in die Hölle Hinabgesunkene mußte in die andere leere Waagschale sehr bedeutende Opfer werfen, damit diese die Überschwere bekamen und den armen verdammten Sünder wieder glücklich aus der Hölle zogen.

Die Gottes Macht innehabenden Priester gehörten da durchaus nicht unter diejenigen, welche nur sehr vieles verlangen, sondern sie wollten im Ernste lieber alles!

[05] Auf diese Weise mußten einst viele sehr wohlhabende Ritter und Grafen ins Gras beißen und noch obendrauf als aus der Hölle erlösende Buße ihre Güter der Kirche vermachen.

Ihre allenfalls zurückgebliebenen Weiber wurden zur Sühnung der Strafe für ihren ungetreuen Mann in ein Kloster aufgenommen.

Auch die allfälligen Kinder sowohl männlicher als weiblicherseits sind dann gewöhnlich in solche Klöster eingeteilt worden, in denen man keine irdischen Reichtümer besitzen darf.

[06] Ich meine, es dürfte genug sein, um all das wirklich Schmähliche einzusehen, das aus der Verdrehung dieses Gesetzes zum Vorschein kam.

Das unbestimmte “Du” des Gesetzes war die Urquelle zu Dispensen, welche gewöhnlich am meisten eingetragen haben.

Hatte jemand ein großes Opfer gebracht, so konnte man das Du so modifizieren, daß der Sünder wenigstens nicht in die Hölle kam.

Im Gegenteil aber konnte dieses Du auch so verdammlich bestimmt werden, und zwar zufolge der angemaßten Löse- und Bindegewalt, daß dem Sünder nur sehr bedeutende Opfer in der Erlösung aus der Hölle behilflich sein konnten.

[07] Wir haben jetzt gesehen, zu welchen Abirrungen das unbestimmte Du Gelegenheit gegeben hat.

Wir wollen uns aber damit noch nicht begnügen, sondern noch einige solche lächerliche Auslegungen betrachten, damit es jedem umso klarer wird, wie für jedermann notwendig die Bekanntschaft mit dem reinen Sinne des Gesetzes ist, ohne den man nie frei werden kann, sondern sklavisch unter dem Fluche des Gesetzes verbleiben muß!

– Und so gehen wir weiter! –

95. Kapitel – Beispiele verkehrter Auffassung des 10. Gebotes.

[01] Wie das Gesetz lautet, wissen wir:

es untersagt ein Verlangen oder ein Begehren.

Nun aber fragt es sich:

Irgendein Mann ist verarmt, während sein Nachbar ein reicher Mann ist.

Das Weib des Nachbarn als des Nächsten unseres armen Menschen, hat, wie ihm bekannt ist, ein mitleidiges und mildtätiges Herz.

Unser Armer bekommt nun offenbar ein Verlangen nach dem mildtätigen Weibe seines Nachbarn und begehrt, daß sie ihm den Hunger stille.

Frage, hat dieser gesündigt oder nicht?

Er hat offenbar ein Verlangen und Begehren nach dem Weibe seines Nachbarn gestellt.

Nachdem es aber heißt:

Du sollst kein Verlangen nach dem Weibe deines Nächsten haben

– wer kann hier begründetermaßen dieses billige Verlangen des Armen als unsündhaft erklären?

Denn unter “kein Verlangen, kein Begehren haben” muß doch sicher jedes Verlangen und jedes Begehren untersagt sein, da in dem Wort “kein” durchaus keine Ausnahme erweislich ist.

So muß denn auch dadurch ein wie immer geartetes Verlangen untersagt sein.

[02] Leuchtet aus dieser Erklärung nicht augenscheinlich hervor, als habe der Herr dadurch das weibliche Geschlecht offenbar von der Liebtätigkeit abwendig machen wollen, wonach dann sicher eine jede Wohltat, die eine Hausfrau einem armen Menschen erteilt, als eine dem göttlichen Gebote vollkommen zuwiderlaufende Sünde anzusehen ist?

[03] Läßt sich aber ein so unsinniges Gebot von seiten der allerhöchsten Liebe des Herrn wohl denken?

Man wird hier freilich sagen:

Das Gebot beschränkt sich nur auf das fleischlich wollüstige Verlangen.

Ich aber sage:

Es ist gut, lassen wir es also bei dem bewendet sein, nur muß man mir dabei erlauben, einige Bemerkungen zu machen.

Stoßen diese Bemerkungen das Bewendet-sein-lassen um, dann muß es sich ein jeder Einwender gefallen lassen, bei der Bestimmung dieses Gebotes einen anderen Weg zu ergreifen.

Und so vernehme man die Bemerkungen.

[04] Das Gebot soll also lediglich ein sinnlich fleischliches Verlangen untersagen.

Gut, sage ich, frage aber dabei:

Ist im Gebot ein bestimmtes Weib angegeben oder sind im Gebote alle Weiber verstanden oder finden gewisse natürliche Ausnahmen statt?

[05] Nehmen wir an, mehrere sich gegenüberstehende Nachbarn haben alte, nicht mehr reizende Weiber.

Da können wir versichert sein, daß diese Nachbarn hinsichtlich ihrer gegenseitigen Weiber durchaus kein fleischliches Verlangen mehr haben.

Demnach müßten nur die jungen Weiber verstanden sein und auch nur dann, wenn sie schön und reizend sind.

Sicher werden auch alte und abgelebte Männer nicht mehr viel von fleischlich sinnlichen Begierden gequält sein gegenüber was immer für Weibern ihrer Nachbarn.

[06] Daraus aber sehen wir, daß dieses Gesetz nur unter gewissen Bedingungen geltend ist.

Also hat das Gesetz Lücken und hat somit keine allgemeine Geltung.

Denn wo schon die Natur Ausnahmen macht und ein Gesetz so nicht einmal die volle naturmäßige Geltung hat, wie soll es sich da ins Geistige erstrecken?

Wer solches nicht begreifen kann, der breche nur einen Baum ab und sehe, ob er dann noch wachsen wird und Früchte tragen.

[07] Ein göttliches Gesetz aber muß doch sicher so gestellt sein, daß dessen beseligende Geltung für alle Ewigkeiten “gesetzt” ist.

Wenn es demnach aber schon im Verlaufe des kurzen irdischen Daseins unter gewissen Umständen natürlicherweise über die geltenden Schranken hinausgedrängt wird, also schon im Naturzustande des Menschen als wirkend zu sein aufhört, was soll es dann für die Ewigkeit sein?

Ist nicht jedes Gesetz Gottes in Seiner unendlichen Liebe gegründet?

Was ist es denn aber hernach, wenn ein solches Gesetz außer Geltung tritt?

Ist das etwas anderes, als so man behaupten möchte, die göttliche Liebe tritt ebenfalls unter gewissen Umständen außer Geltung für den Menschen?

[08] Darauf aber beruht auch der traurige Glaube eurer heidnisch-christlichen Seite, demzufolge die Liebe Gottes nur so lange dauert, solange der Mensch auf dieser Welt lebt.

Ist er einmal dem Leibe nach gestorben und steht lediglich seelisch und geistig da, so fängt sogleich die unwandelbare, schrecklichst gestrenge, strafende Zorngerechtigkeit Gottes an, bei der von einer Liebe und Erbarmung ewig keine Rede mehr ist.

[09] Hat der Mensch durch seine Lebensweise den Himmel verdient, so kommt er nicht etwa zufolge der göttlichen Liebe, sondern nur zufolge der göttlichen Gerechtigkeit in den Himmel, natürlich durch das eigene, Gott dienliche und wohlgefällige Verdienst.

Hat aber der Mensch nicht also gelebt, so ist die ewige Verdammnis augenblicklich vorhanden, aus der nimmer eine Erlösung zu erwarten ist.

Mit anderen Worten will dies sagen, es gäbe irgendeinen törichten Vater, der da in seinem Haushalte ein Gesetz aufstellte, und das gegen seine Kinder, welches also lauten möchte:

[10] Ich gebe allen meinen Kindern von der Geburt an bis in ihr siebentes Jahr vollkommene Freiheit.

In dieser Zeit sollen sie alle meine Liebe ohne Unterschied genießen.

Nach Verlauf des siebenten Jahres aber ziehe ich bei allen Kindern meine Liebe zurück und will sie von da an entweder richten oder beseligen.

Die als unmündige Kinder meine schweren Gesetze gehalten haben, die sollen nach dem siebenten Jahre sich fortan meines höchsten Wohlgefallens zu erfreuen haben.

Welche sich aber im Verlaufe der sieben Jahre nicht völlig bis auf ein Atom nach meinem schweren Gesetze gebessert haben, diese sollen fortan für alle Zeiten aus meinem väterlichen Hause verflucht und verworfen werden.

– Saget, was würdet ihr zu einem so grausamen Esel von einem Vater sagen?

Wäre das nicht ungeheuer mehr als die schändlichste Tyrannei aller Tyrannen?

[11] Wenn ihr aber solches schon bei einem Menschen unbeschreiblich töricht, arg und böse finden würdet, wie entsetzlich unsinnig müssen da die Menschen sein, die noch weit Ärgeres Gott, der die allerhöchste Liebe und Weisheit Selbst ist, ansinnen und zuschreiben können!

[12] Was tat der Herr am Kreuze als die alleinige göttliche Weisheit, da Sie gewisserart dem Außen nach wie geschieden war von der ewigen Liebe?

– Er, als die Weisheit, und als solche der Grund aller Gerechtigkeit, wandte Sich Selbst an den Vater oder an die ewige Liebe, forderte diese nicht gewisserart gerechtermaßen um Rache auf, sondern Er bat die Liebe, daß Sie allen diesen Missetätern, also auch allen den Hohepriestern und Pharisäern alle ihre Tat vergeben möchte, indem sie nicht wissen, was sie tun! –

[13] Solches tut also hier schon die göttliche Gerechtigkeit für Sich.

Soll dann die unendliche göttliche Liebe da zu verdammen anfangen, wo die göttliche Gerechtigkeit die noch endlos barmherzigere Liebe um Erbarmung anfleht?

[14] Wenn man das nicht gelten läßt, daß es dem Herrn wirklich Ernst war mit Seiner Bitte, und sagt, solches habe Er nur beispielsweise getan, macht man da den Herrn nicht zu einem Heuchler, indem man Ihn nur scheinhalber am Kreuze um Vergebung bitten läßt, heimlich aber sieht man in Ihm doch die unvertilgbare Rache, derzufolge Er in Sich dennoch alle diese Übeltäter schon lange in das allerschärfste höllische Feuer verdammt hat?

[15] O Welt!

O Menschen!

O schrecklichster Unsinn, der je irgend in der ganzen Unendlichkeit und Ewigkeit erdacht werden könnte!

Kann man sich wohl etwas Schändlicheres denken, als so man zur falschen, freilich zeitlich einträglichen Autoritätsbegründung der Hölle den Herrn am Kreuze zu einem Lügner, Scheinprediger, Verräter und somit zum allgemeinen Weltenbetrüger macht?

Aus wessen Munde als nur allein aus dem des Erzsatans kann solche Lehre und können solche Worte kommen?

[16] Ich meine, es genügt auch hier wieder, um euch zu der Einsicht zu bringen, welche Greuel aus einer höchst verkehrten Deutung und Auslegung eines göttlichen Gesetzes hervorgehen können.

Daß es bei euch auf der Welt also ist, das könnt ihr wohl schon selbst bereits mit den Händen greifen.

Aber warum es also ist, aus welchem Grunde, das wußtet ihr nicht und konntet es auch nicht wissen; denn zu verwirrt war der Gesetzesknoten, und nimmer hätte jemand diesem Knoten die volle Lösung geben können. –

[17] Daher hat sich der Herr euer erbarmt und läßt euch in der Sonne, da es doch sicher licht genug ist, die wahre Lösung dieses Knotens verkünden, auf daß ihr den allgemeinen Grund aller Bosheit und Finsternis erschauen möchtet.

[18] Man wird freilich sagen:

Ja, wie kann denn so viel Übel von dem Mißverstehen der zehn Gebote Mosis abhängen?

[19] Da meine ich: Weil diese zehn Gebote von Gott gegeben sind und in sich tragen die ganze unendliche Ordnung Gottes selbst.

[20] Wer sonach in einem oder dem andern Punkte auf was immer für eine Art aus der göttlichen Ordnung tritt, der bleibt in keinem Punkte mehr in der göttlichen Ordnung, indem diese gleich ist einem geraden Wege.

So jemand wo immer von diesem Wege abweicht, kann er da sagen:

Ich bin nur ein Viertel; Fünftel, Siebentel oder Zehntel des Weges abgewichen?

Sicher nicht.

Denn so wie er nur im geringsten den Weg verläßt, ist er schon abseits vom ganzen Wege.

Will er nicht auf den Weg zurückkehren, da wird man doch gewiß behaupten können, daß derjenige einzelne Punkt am Wege, wo der Wanderer von selbem abwich, den Wanderer vom ganzen Wege entfernt hatte.

[21] Und eben also verhält es sich auch mit jedem einzelnen Punkte des göttlichen Gesetzes.

Es kann nicht leichtlich jemanden geben, der sich am ganzen Gesetze gewaltigst versündigt hätte, indem solches nahezu unmöglich ist.

Aber es ist genug, wenn sich jemand in einem Punkte versündigt und dann dabei beharrt.

Er kommt auf diese Weise doch vom ganzen Gesetze hinweg, und wenn er es nicht will und der Herr ihm nicht behilflich sein möchte, so käme er nimmer auf den Weg des Gesetzes oder der göttlichen Ordnung zurück.

Und so könnt ihr auch versichert sein, daß die meisten Übel der Welt vom freilich wohl leider anfänglich eigen- und böswilligen Unverstande oder vielmehr von der böswilligen Verdrehung des Sinnes dieser beiden letzten göttlichen Gebote herrühren. –

[22] Wir haben nun aber auch der Lächerlichkeiten und falschen Auslegungen dieses Gebotes zur Genüge kundgegeben; daher wollen wir denn zur rechten Bedeutung dieses Gesetzes schreiten, in deren Lichte ihr alle die Albernheiten noch ums Unvergleichliche heller erleuchtet erschauen werdet. –

96. Kapitel – Grund des Verdecktseins des eigentlichen Sinnes des 10. Gebotes.

[01] Es werden hier so manche, die das Vorhergehende gelesen haben, sagen:

Darauf sind wir im Ernste sehr neugierig, was dieses Gebot für einen eigentlichen beständigen Sinn hat, nachdem jeder Sinn, den wir ehedem diesem Gebote beigelegt haben, unwiderlegbar ins unsinnigst Lächerliche gezogen und dargestellt wurde.

Wir möchten im Ernste schon sehr gern erfahren, wer demnach der Du, der Nächste und dessen Weib ist?

Denn aus dem Gebote läßt sich mit Bestimmtheit nichts aufstellen.

Der Du kann wohl jedermann sein, ob aber darunter auch ein Weib verstanden sein kann, das steht noch in weitem Felde.

Der Nächste ließe sich wohl allenfalls etwas näher bestimmen, besonders wenn man dieses Wort in einem umfassenderen Sinne nimmt, wodurch dann jedermann unser Nächster ist, der irgend unserer Hilfe bedarf.

Mit dem Weibe aber hat es sicherlich den größten Anstand; denn man weiß nicht, wird darunter nur ein verheiratetes Weib oder auch das ledige weibliche Geschlecht verstanden.

Es ist hier freilich mehr in der einfachen als in der vielfachen Zahl; aber das macht die Sache eben auch um kein Haar bestimmter.

Denn wenn man in irgendeinem Erdteile die Polygamie annimmt, so hätte es da mit der einfachen Zahl offenbar wieder einen neuen Haken.

Aus allem diesem sind wir um so neugieriger auf den eigentlichen Sinn dieses Gebotes, indem der Buchstabensinn allenthalben ganz gewaltig unstichhaltig ist.

[02] Und ich sage hinzu:

Also ist es bestimmt und klar, daß sich mit der Annahme des puren äußeren Buchstabensinnes nur der größte Unsinn, nie aber irgendeine gegründete Wahrheit darstellen läßt.

[03] Man wird hier freilich sagen:

Ja warum hat denn der Herr das Gesetz nicht sogleich also gegeben, daß es für jedermann nicht verdeckt, sondern ganz offen erschien, in was für einem Sinne es eigentlich gegeben und wie es nach eben diesem Sinne zu beobachten ist?

[04] Diese Einwendung läßt sich dem außen nach wohl hören und gilt als eine ziemlich weise gestaltete Gegenphrase; aber beim Lichte betrachtet ist sie so dumm, daß man sich nicht leichtlich etwas Dümmeres vorstellen kann.

Damit aber die außerordentliche Albernheit dieser Einwendung einem jeden gleich so in die Augen fällt, als stünde er nur wenige Meilen von der Sonne entfernt und würde diese plötzlich mit seinen Augen wahrnehmen – oder damit es einem dabei wird, wie dem, der in einem Walde den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, so will ich für diese Gelegenheit einige natürliche, ganz kurz gefaßte Betrachtungen aufstellen.

[05] Nehmen wir an, einem sogenannten Naturforscher und Botaniker möchte es der Bequemlichkeit seiner Untersuchung wegen einfallen zu fragen:

Warum hat denn die schöpfende Kraft des schaffenden allerhöchsten Wesens die Bäume und Pflanzen nicht so erschaffen, daß der Kern auswendig und die Rinde inwendig ist, so daß man mit leichter Mühe durch Mikroskope das Aufsteigen des Saftes in die Äste und Zweige und dessen Reaktionen und andere Wirkungen genau beobachten könnte?

Denn es kann doch nicht des Schöpfers Absicht gewesen sein, den denkenden Menschen sogestaltet auf die Erde zu setzen, daß er nie in das Geheimnis der Wunderwirkungen in der Natur eindringen sollte.

– Was sagt ihr zu diesem Verlangen?

Ist es nicht im höchsten Grade dumm?

[06] Nehmen wir aber an, der Herr möchte Sich von einer solchen Aufforderung bestechen lassen und die Bäume also umkehren samt den Pflanzen – werden da nicht gleich wieder andere Naturforscher hinzukommen und sagen:

Was nützt uns die Betrachtung des auswendigen Kerns, wenn wir dabei nicht die wunderbare Bildung der inneren Rinde entdecken können?

– Was folgt nun hieraus?

Der Herr müßte Sich auch jetzt wieder fügen und auf eine mir fürwahr nicht begreifliche Art Rinde und Kern auswendig am Baume anbringen.

Nehmen wir aber an, der Herr hätte solches im Ernste zuwege gebracht und das Inwendige des Baumes besteht nun bloß im Holze.

Wird da nicht ein anderer Naturforscher sobald ein neues Bedürfnis kundgeben und sagen:

Durch die Rinde und auf einer Seite durch den Kern ist nun die ganze wunderbare Bildung des Holzes verdeckt.

Könnte denn ein Baum nicht so gestaltet sein, daß alles, Kern, Holz und Rinde auswendig wäre oder wenigstens so durchsichtig wie die Luft?

[07] Ob man einen aus notwendig zahllos vielen Organen zusammengefügten Baum so durchsichtig wie die Luft oder wenigstens wie ein reines Wasser gestalten kann, das sollen Optiker und Mathematiker entscheiden.

Was aber übrigens auf vollkommen luftigen Bäumen für Früchte wachsen werden, das dürfte einer ungefähr in den Gegenden des Nordpols oder Südpols in gute Erfahrung bringen.

Denn dort geschehen manchmal solche Phänomene, daß zufolge der großen Kälte, auf die Weise wie bei euch im Winter auf den Glasfenstern, dort aber in der Luft kristallinische Eisbäume aufschießen.

Ob auf diesen Bäumen auch Feigen und Datteln zum Vorscheine kommen, ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden.

[08] Was aber andererseits die Bäume betrifft, wo alles, Kern, Holz und Rinde, auswendig sein sollte, so könnet ihr dessen vollkommen versichert sein, daß es ebensoleicht wäre, eine viereckige Kugel zu machen als einen solchen Baum.

Ich meine, durch diese Betrachtung sollte die Dummheit obiger Einwendung schon so ziemlich sonnenhaft vor den Augen liegen.

Aber um die Sache, wie gewöhnlich, wahrhaft überflüssig klar zu machen, wollen wir noch ein paar Betrachtungen hinzufügen.

[09] Nehmen wir an, wenn ein Arzt, der sehr viel studieren muß und schon einen ganzen schweren Wagen voll Gelehrsamkeit gleich einem Polypen in sich eingeschlürft hat, zu einem bedenklich kranken Patienten verlangt wird, so steht er nicht selten am Krankenlager, wie ein Paar neueingespannte Ochsen an einem steilen Berge.

Der Arzt wird von den Umstehenden gefragt:

Wie finden Sie den Kranken, was fehlt ihm denn?

Wird ihm wohl zu helfen sein?

[10] Ob dieser Fragen macht der Arzt ein zwar gelehrtes, aber dennoch sehr bedenklich verlegenes Gesicht und spricht:

Meine Lieben!

Jetzt läßt sich noch nichts bestimmen, ich muß erst durch eine Medizin die Krankheit prüfen.

Werden sich da Reaktionen so oder so ergeben, so werde ich schon wissen, wie ich daran bin.

Treten aber hier keine Reaktionen auf, da müßt ihr selbst einsehen, daß unsereiner in den Leib nicht hineinschauen kann, um den Sitz der Krankheit nebst ihrer Beschaffenheit ausfindig zu machen.

[11] Da spricht aber jemand etwas lakonisch:

Herr Arzt, da hätte unser Herrgott wohl besser getan, wenn er den Menschen entweder so erschaffen hätte wie der Schreiner einen Schrank, den man aufsperren und hineinsehen kann, was darinnen ist.

Oder der Schöpfer hätte sollen bei dem Menschen die heikleren Teile, zu denen man auf diese Weise so schwer gelangen kann, gleich den Fingern, Ohren, Augen und Nase außerhalb stellen, damit man diesem Teil sogleich leicht entweder mit einem Pflaster, mit einer Salbe oder mit einem Umschlage zu Hilfe kommen könnte.

Am besten aber wäre es offenbar, Er hätte entweder den Menschen durchsichtig wie das Wasser erschaffen oder Er hätte ihn überhaupt nicht aus so lebensgefährlichen Teilen zusammen setzen und ihn überhaupt mehr wie einen Stein gestalten sollen.

[12] Der Arzt rümpft hier etwas die Nase, spricht aber dennoch:

Ja, mein lieber Freund, das wäre freilich gut und besser, aber es ist einmal nicht so, wie du soeben den Wunsch geäußert hast.

So müssen wir uns schon damit zufriedenstellen, wenn wir nur auf dem Wege der Erfahrungen etwas genauer auf den inneren Gesundheits- und Krankheitszustand eines Menschen zu schließen imstande sind.

Denn wäre der Mensch auch wie ein Kasten aufzumachen, so wäre das für jeden Menschen noch um vieles lebensgefährlicher, als es so ist, denn nur ein ein wenig ungeschickter Griff in das Innere könnte plötzlich das Leben kosten.

Und könnte man auch durch ein solches Öffnen die Eingeweide beschauen, so würde einem das noch sehr wenig nützen.

Die Eingeweide und ihre feinen Organe müßten doch verschlossen bleiben, nachdem bei der Öffnung auf der Stelle alle Lebenssäfte und jede Lebenstätigkeit flott würden.

Was aber die auswendige Stellung der inwendigen Leibesteile betrifft, fürwahr, mein Lieber, das gäbe der menschlichen Gestalt einen höchst unästhetischen Anblick.

Und wenn der Mensch erst völlig durchsichtig wäre, so würde sich ein jeder gegenseitig vor dem andern erschrecken, denn er würde da den Hautmenschen, dann den Muskelmenschen, den Gefäßmenschen, den Nervenmenschen und endlich den Knochenmenschen zu gleicher Zeit erschauen.

Daß ein solcher Anblick nicht einladend wäre, das kannst du dir wohl von selbst einbilden.

[13] Ich meine, bei dieser Betrachtung wird einem das Törichte der obigen Einwendung noch klarer in die Augen springen.

[14] Aber es ist noch jemand, der da spricht:

Es ist bei natürlichen, materiellen Dingen freilich widersinnig zu denken, daß ihr Inwendiges auch zugleich ihr Äußeres ausmachen sollte.

Aber das Wort für sich ist ja doch weder ein Baum, noch ein Tier, noch ein Mensch, sondern es ist schon an und für sich geistig, indem es nichts Materielles an sich trägt.

Warum sollte das hernach gleich einem Baume oder Menschen noch irgendeinen unbegreiflichen inneren Sinn haben?

Oder wie sollte dieser möglich sein, wenn man die ohnehin außerordentliche Einfachheit und Flachheit des Wortes betrachtet?

[15] Gut, sage ich, nehmen wir das Wort Vater.

Was bezeichnet es?

Ist das Wort schon der Vater selbst oder bezeichnet das Wort einen wirklich wesenhaften Vater, von dem dieses Wort eben bloß ein äußerer Merkmalstypus ist?

Man wird sagen:

Offenbar ist hier das Wort nicht der Vater selbst, sondern nur eine äußere Bezeichnung dessen.

Gut, sage ich, frage aber dabei:

Was muß man dann alles unter dem Worte verstehen, auf daß man eben dieses Wort als einen äußeren richtig bezeichnenden Typus anerkennt?

Antwort:

Das Wort muß einen Menschen darstellen, der ein entsprechendes Alter hat, verheiratet ist, mit seinem Weibe lebendige Kinder erzeugt hat und dieselben dann wahrhaft väterlich leiblich und geistig versorgt.

[16] Wer kann hier nur im geringsten in Abrede stellen, daß diese ziemlich gedehnte und überaus wesentliche Bedeutung im einfachen Worte “Vater” stecken muß, ohne welche dieses Wort gar kein Wort wäre?

[17] Wenn aber schon in äußeren Beziehungen ein jedes einfache Wort eine mehr inwendige Erklärung und Zergliederung zulassen muß, um wie viel mehr muß demnach ein jedes äußere Wort auch einen inwendigen geistigen Sinn haben, indem doch alles, was durch äußere Worte bezeichnet wird, selbst ein inwendiges Geistiges, also Kraftvolles und Wirkendes haben muß.

Ein Vater hat sicher auch Seele und Geist.

Wird das Wort den Begriff “Vater” wohl richtig bezeichnen, wenn es sein Seelisches und Geistiges ausschließt?

Sicher nicht, denn der wesenhafte Vater besteht aus Leib, Seele und Geist, also aus Auswendigem, Innerem und Inwendigstem.

Wenn sonach der wesenhafte Vater lebendig also beschaffen ist, muß solches dann nicht auch wie in einem Spiegel im Worte, durch das der wesenhafte Vater als Vater bezeichnet wird, ebensogut vollkommen bezeichnend zugrunde liegen?

[18] Ich meine, deutlicher und klarer läßt sich ein notwendiger innerer Sinn des Wortes nicht darstellen.

Daraus aber kann auch ersichtlich sein, daß der Herr, so Er auf der Welt Seinen Willen kundgibt, Er ihn für äußere Menschen nach Seiner ewigen göttlichen Ordnung nicht anders kundgeben kann, als eben nur durch äußere, bildliche Darstellungen, in denen dann offenbar ein innerer und ein innerster Sinn zugrunde liegt.

Dadurch ist dann der ganze Mensch von seinem Inwendigsten bis zu seinem Äußersten nach der göttlichen Liebe versorgt.

[19] Da wir aber nun die Notwendigkeit und die Gewißheit solcher Einrichtung mehr als handgreiflich dargetan haben, so wird es nun auch ein gar Leichtes sein, den inneren, wahren Sinn unseres Gesetzes beinahe von selbst zu finden, und so er von mir dargestellt wird, wenigstens als den unumstößlichen, einzig wahren und allgemein geltenden zu erkennen.

– Und so gehen wir sogleich zu solcher Darstellung über! –

97. Kapitel – Der innere, eigentliche Sinn des 10. Gebotes.

[01] Das Gesetz lautet sonach, wie wir es bereits auswendig wissen:

“Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib”
– oder:
Du sollst kein Verlangen haben nach deines Nächsten Weib,

was eines und dasselbe ist.

Wer ist denn “das Weib” und wer ist der “Nächste”?

[02] Das Weib ist eines jeden Menschen Liebe und der Nächste ist jeder Mensch, mit dem ich irgend in Berührung komme oder der irgend, wo es sein kann, möglich und notwendig ist, meiner Hilfe bedarf.

Wenn wir das wissen, so wissen wir im Grunde schon alles.

[03] Was besagt demnach das Gebot?

Nichts anderes als:

Ein jeder Mensch soll nicht eigenliebig die Liebe seines Nächsten fordernd zu seinem Besten verlangen; denn Eigenliebe ist an und für sich nichts anderes, als sich die Liebe des andern zuziehen zum eigenen Genusse, aber ihm selbst keinen andern Funken Liebe mehr wiederzuspenden.

[04] Also lautet demnach das Gesetz in seinem geistigen Ursinne.

Man sagt aber:

[05] Hier ist es offenbar im Sinne des Buchstabens wiedergegeben, den man im Anfange ebensogut wie jetzt hätte aussprechen können, wodurch vielen Abirrungen vorgebeugt gewesen wäre.

– Ich aber sage:

Das ist allerdings richtig.

Wenn man einen Baum in der Mitte auseinanderspaltet, so kommt der Kern auch nach außen, und man kann ihn dann ebenso bequem beschauen wie ehedem die Rinde.

[06] Der Herr aber hat den inneren Sinn darum geflissentlich weise in ein äußeres naturmäßiges Bild verhüllt, damit dieser heilige, inwendige, lebendige Sinn nicht sollte von irgend böswilligen Menschen angegriffen und zerstört werden, wodurch dann alle Himmel und Welten in den größten Schaden gebracht werden könnten.

Aus diesem Grunde hat auch der Herr gesagt:

“Vor den großen und mächtigen Weisen der Welt soll es verborgen bleiben und nur den Kleinen, Schwachen und Unmündigen geoffenbart werden”.

[07] Es verhält sich so ja schon mit den Dingen der Natur.

Nehmen wir an, der Herr hätte die Bäume sogestalt erschaffen, daß ihr Kern und ihre Hauptlebensorgane zu äußerst des Stammes lägen

– saget selbst, wie vielen Gefahren wäre da ein Baum zu jeder Sekunde ausgesetzt?

[08] Ihr wisset, wenn man eines Baumes inneren Kern geflissentlich oder mutwillig durchbohrt, so ist es um den Baum geschehen.

Wenn irgendein böser Wurm die Hauptstammwurzel, welche mit dem Kerne des Baumes in engster Verbindung ist, durchnagt, so stirbt der Baum ab.

Wem ist nicht der bösartige sogenannte “Borkenkäfer” bekannt?

Was tut dieser den Bäumen?

Er nagt zuerst am Holze und frißt sich hier und da in die Hauptorgane des Baumes ein und der Baum stirbt ab.

Wenn der Baum auf diese wohlverwahrte Weise schon so manchen Lebensgefahren ausgesetzt ist, wie vielen wäre er erst dann ausgesetzt, so seine Hauptlebensorgane zu äußerst des Stammes lägen?

[09] Sehet, gerade so und noch ums Unaussprechliche heikler verhält es sich mit dem Worte des Herrn.

Würde da gleich anfänglich der innere Sinn nach außen gegeben, so bestände schon lange keine Religion mehr unter den Menschen.

Sie hätten diesen inneren heiligen Sinn in seinem Lebensteile ebensogut zernagt und zerkratzt, wie sie es mit der äußeren Rinde am Baume des Lebens getan haben.

Schon lange wäre so die innere heilige Stadt Gottes ebenso zerstört, daß da kein Stein auf dem andern geblieben wäre, wie sie es mit dem alten Jerusalem getan haben und wie sie es getan haben mit dem äußeren, allein Buchstabensinn innehabenden Worte.

[10] Denn das Wort Gottes in seinem äußeren Buchstabensinne, wie ihr es in der Heiligen Schrift vor euch habt, ist von dem Urtext so sehr verschieden, wie das heutige höchst elende Städtchen Jerusalem von der alten Weltstadt Jerusalem verschieden ist.

[11] Diese ganze Versetzung und Zerstückung und auch Abkürzung im alleinigen äußeren Buchstabensinne ist aber dennoch dem inneren Sinne nicht nachteilig, weil der Herr durch Seine weise Vorsehung schon von Ewigkeit her die Ordnung so getroffen hat, daß eine und dieselbe geistige Wahrheit unter den verschiedenartigsten äußeren Bildern unbeschadet erhalten und gegeben werden kann.

[12] Ganz anders aber läge der Fall, wenn der Herr sogleich die nackte innere geistige Wahrheit ohne schützende äußere Umhüllung gegeben hätte.

Sie hätten diese heilige, lebendige Wahrheit zernagt und zerstört nach ihrem Gutdünken, und es wäre eben dadurch um alles Leben geschehen gewesen.

[13] Weil aber der innere Sinn so verdeckt ist, daß ihn die Welt unmöglich je ausfindig machen kann, bleibt das Leben gesichert, wenn auch dessen äußeres Gewand in tausend Stücke zerrissen wird.

 Und so klingt dann freilich der innere Sinn des Wortes, wenn er geoffenbart wird, als wäre er gleich dem Außensinne des Wortes, und kann ebenfalls durch artikulierte Laute oder Worte ausgedrückt werden.

Aber das beirrt die Sache nicht im geringsten.

Deswegen bleibt er dennoch ein innerer, lebendiger, geistiger Sinn und ist als solcher dadurch erkennbar, daß er die gesamte göttliche Ordnung umfaßt, während das ihn enthaltende Bild nur ein spezielles Verhältnis ausdrückt, welches, wie wir gesehen haben, nie von einer allgemeinen Geltung sein kann.

[14] Wie aber das soeben abgehandelte Gebot im Bilde nur ein äußeres Hüllwerk ist, und wie der euch nun bekannt gegebene innere Sinn ein wahrhaft innerer, geistiger und lebendiger ist, das wollen wir sogleich durch eine kleine Nachbetrachtung in ein klares Licht setzen.

[15] Das äußere bildliche Gebot ist bekannt, innerlich heißt es:

Habe kein Verlangen nach der Liebe deines Bruders oder deiner Schwester!

[16] Warum wird denn hier dieses inhalts- und lebensschwere Gebot in das Bild des nicht zu begehrenden Weibes gehüllt?

[17] Ich mache euch bei dieser Gelegenheit nur auf einen Ausspruch des Herrn Selbst aufmerksam, in dem Er Sich über die Liebe des Mannes zum Weibe also äußert, da Er spricht:

“Also wird ein Sohn seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen”.

[18] Was will der Herr dadurch anzeigen?

Nichts anderes als:

des Menschen mächtigste Liebe auf dieser Welt ist die zu seinem Weibe.

Denn was liebt der Mensch in seiner Ordnung mehr auf der Welt als sein liebes braves, gutes Weib?

Im Weibe steckt somit des Mannes ganze Liebe, wie umgekehrt das Weib in seiner Ordnung sicher nichts mächtiger liebt als einen ihrem Herzen entsprechenden Mann.

[19] So wird denn auch in diesem Gebote unter dem Bilde des Weibes die ganze Liebe des Mannes oder des Menschen überhaupt gesetzt, weil das Weib im Ernste nichts anderes als eine äußere, zarte Umhüllung der Liebe des Mannes ist.

[20] Wem kann nun bei dieser Erklärung entgehen, daß unter dem Bilde:

“Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib” ebensoviel gesagt ist als:

Du sollst nicht zu deinem Vorteil die Liebe deines Nächsten verlangen, und zwar die ganze Liebe, weil das Weib auf der Welt ebenfalls die ganze Liebe des Mannes in sich begreift.

[21] Wenn ihr dieses nur einigermaßen genau betrachtet, so werdet ihr es sogar mit den Händen greifen, daß alle äußeren, uns bekannten Unbestimmtheiten des äußeren bildlichen Gesetzes nichts als lauter innere allgemeine Bestimmtheiten sind.

Wie, wollen wir sogleich sehen.

[22] Sehet, das “Du” ist unbestimmt.

Warum?

Weil dadurch im inneren Sinne jedermann verstanden wird, einerlei ob männlichen oder weiblichen Geschlechtes.

Ebenso ist das Weib unbestimmt, denn es ist nicht gesagt, ob ein altes oder ein junges, ob eines oder mehrere, ob ein Mädchen oder eine Witwe.

Warum ist solches unbestimmt?

Weil die Liebe des Menschen nur eine ist, und ist weder ein altes noch ein junges Weib, noch eine Witwe, noch ein lediges Mädchen, sondern sie als die Liebe ist in jedem Menschen nur eine.

Nach dieser soll der Nebenmensch kein Verlangen haben, weil sie eines jeden Menschen eigenstes Leben ist.

Ein jeder, der nach dieser Liebe ein habsüchtiges, neidisches oder geiziges Verlangen hat, erscheint gewisserart als ein Mordlustiger neben seinem Nächsten, indem er sich dessen Liebe oder Leben zu seinem Vorteil bemächtigen möchte.

Also ist auch der Nächste unbestimmt.

Warum?

Weil darunter im geistigen Sinne jeder Mensch ohne Unterschied des Geschlechtes verstanden wird.

[23] Ich meine, daraus sollte euch schon ziemlich klar sein, daß der von mir euch kundgegebene innere Sinn der allein rechte ist, weil er alles umfaßt.

[24] Es wird hier vielleicht mancher, aus seinem Mondviertellichte sich brüstend, einwenden und sagen:

Wenn die Sache sich so verhält, da ist es ja keine Sünde, wenn jemand seines Nächsten Weib oder Töchter beschläft oder sie dazu verlangt.

Da sage ich:

Oho, mein lieber Freund!

Mit diesem Einwurfe hast du stark ins Blaue gedroschen.

Wird unter dem, daß du die Liebe deines Nächsten nicht begehren sollst, und zwar seine ganze Liebe, nicht alles das verstanden, was er als lebensteuer in seinem Herzen trägt?

Siehe, also sind auch im Ernste nicht nur das Weib und die Töchter deines Nächsten in dem Gebote deinem Verlangen vorenthalten, sondern alles, was die Liebe deines Bruders umfaßt.

[25] Aus diesem Grunde auch wurden uranfänglich die zwei letzten Gebote als ein Gebot zusammen gegeben.

Sie sind nur dadurch unterschieden, daß im neunten Gebote des Nächsten Liebe mehr sonderheitlich zu respektieren dargestellt ist, im zehnten Gebote aber wird eben dasselbe im inwendigsten Sinne ganz allgemein zur respektierenden Beobachtung zusammengefaßt dargestellt.

[26] Daß sonach auch das Begehren des Weibes und der Töchter des Nächsten verboten ist, kann sicher ein jeder Mensch mit seinen Händen greifen.

Es verhält sich mit der Sache gerade also, als so man jemandem einen ganzen Ochsen gibt, man damit auch seine Extremitäten, seinen Schweif, Hörner, Ohren und Füße usw. mitgibt.

Oder so der Herr jemandem eine Welt schenken würde, da wird er ihm doch alles, was auf derselben ist, mitgeben und nicht sagen:

Nur das Innere der Welt ist dein, die Oberfläche aber gehört mir.

[27] Ich meine, klarer kann die Sache zum Verständnisse des Menschen nicht gegeben werden.

Wir haben nun den inneren, wahren Sinn dieses Gebotes, wie er in allen Himmeln ewig geltend ist und die Glückseligkeit aller Engel bedingt, vollkommen kennengelernt und sind jedem möglichen Einwurfe begegnet.

Also sind wir damit auch zu Ende und wollen uns daher sogleich in den elften glänzenden Saal vor uns begeben.

Allda werden wir erst alles bisher Gesagte im klarsten Lichte wie auf einem Punkte zusammengefaßt und bestätigt finden.

– Also treten wir hinein! –
*
98. Kapitel
– Elfter Saal –
 11. Gebot:
Die Gottesliebe.

[01] Wir sind bereits in diesem Saale und ersehen hier in der Mitte des Saales ebenfalls an einer großen, weißen, glänzenden Säule eine runde Tafel.

Sie glänzt wie die Sonne, und in ihrer Mitte steht mit rubinrot leuchtender Schrift geschrieben:

[02]
“Du sollst Gott deinen Herrn lieben über alles,
aus deinem ganzen Gemüte
und aus allen deinen von Gott dir verliehenen Lebenskräften”. –

[03] Nebst dieser inhaltsschweren, prachtvollen Sonnentafel erblicken wir auch, mehr als sonst in irgendeinem Saale, eine Menge schon groß gewachsener Kinder, welche, wie ihr bemerken könnet, bald die Tafel anblicken, bald sich wieder mit ihren Lehrern besprechen und bald ganz in sich versunken, die Hände kreuzweise auf die Brust legend, gleich Statuen dastehen.

Der ganze Anblick sagt schon, daß es sich hier um etwas außerordentlich Wichtiges handelt.

[04] Es dürfte vielleicht mancher fragen und sagen: Solches stünde wohl offenbar zu erwarten. Aber wenn man die Sache beim Lichte recht betrachtet, so will dieses auf der Sonnentafel geschriebene Gebot ja doch nichts anderes sagen, als was im Grunde alle früheren Gebote zusammen gesagt haben.

Warum muß denn gerade diese Tafel hier also glänzen, während alle vorhergehenden zehn Tafeln nur einfach weiß und wie gewöhnlich mit einer dunklen Substanz beschrieben waren?

– Diese Bemerkung ist nicht ganz ohne Gehalt.

Dessen ungeachtet verliert sie hier ihren Wert, so wie alle anderen Lehren und Behauptungen gegen ein einziges Wort aus dem Munde des Herrn ihren Schein notwendig verlieren müssen.

[05] Es verhält sich mit der Sache gerade so, wie es sich auf der Welt in der großen Natur tagtäglich beinahe handgreiflich beurkundet.

Nehmen wir an, wie viele tausend und tausendmal tausend kleinere und mitunter auch stärkere und etwas größere Lichter strahlen in jeder Nacht aus den hohen Himmeln zur finsteren Erde herab.

Der Mond selbst ist nicht selten die ganze Nacht hindurch tätig.

Neben diesen herrlichen Lichtern zünden zur Nachtzeit die Menschen auf der Erde beinahe ebensoviele künstliche Lichter an.

[06] Bei dieser Fülle von Lichtern und Lichtern sollte man meinen, es müsse in der Nachtzeit auf der Erde vor lauter Licht nicht auszuhalten sein.

Allein die Erfahrung hat noch allezeit gezeigt, daß es auf der Erde nach dem Untergange der Sonne trotz der stets mehr und mehr auftauchenden Lichter am Himmel stets finsterer wird, je tiefer sich die Sonne unter den Horizont hinabsenkt.

[07] Wer kann sagen, diese Lichter seien nicht herrlich?

Ja, ein nur mittelmäßiger Verehrer der Wunder Gottes muß beim Anblicke des gestirnten Himmels zur Nachtzeit sich auf die Brust klopfen und sagen:

O Herr, ich bin nicht würdig, in diesem Deinem Heiligtume, in diesem Deinem unendlichen Allmachtstempel zu wandeln!

Ja fürwahr, man kann in jeder Nacht mit vollem Rechte ausrufen:

O Herr! Wer Deine Werke betrachtet, hat eine eitle Lust daran!

[08] Warum denn eine eitle?

Weil ein jeder Mensch für sich im Ernste hinreichend Grund hat, aus lauter Lust und Wonnegefühl darum fromm-eitel zu sein, weil Derjenige, der solche Wunderwerke erschuf, sein Vater ist!!

– Es hat also ein jeder billigermaßen ein heiliges Recht darauf, sich zu freuen, wenn er in einer Nacht mehr in sich gekehrt die großen Wunderwerke seines allmächtigen Vaters betrachtet.

Und fürwahr, die Flamme einer Lampe und die am Herde ist nicht minder ein Wunderwerk des allmächtigen Vaters, als das glanzvoll strahlende Licht der zahllosen Sterne des Himmels!

[09] Und sehet nun, aller dieser hoch zu bewundernden Wunderpracht gleicht das Alte Testamentswort in allen seinen Teilen.

[10] Wir erblicken an diesem alten, aber immer noch nächtlichen Himmel eine kaum zählbare Menge von größeren und kleineren Lichtern.

Sie strahlen herrlich, und wer sie betrachtet, wird allezeit mit einer geheimen, heiligen Ehrfurcht erfüllt.

Warum?

Weil sein Geist Großes ahnt hinter diesen Lichtern.

Aber sie sind noch zu weit entfernt von ihm.

Er kann schauen und greifen und fühlen, aber die kleinen Lichter wollen mit ihrem großen Inhalte seinem forschenden Geiste nicht näherrücken.

[11] Wer sind aber diese Himmelslichter in dem alten Himmel des Geistes?

[12] Sehet, es sind alle die euch bekannten vom Geiste Gottes erfüllten Patriarchen, Väter, Propheten, Lehrer und Führer des Volkes.

– Aber auf der Erde gibt es ja auch eine Menge künstlicher Lichter, wer sollen denn diese sein im Alten Testamente?

Das sind diejenigen achtenswerten Menschen, die nach dem Worte, welches aus dem gottbegeistigten Menschen kam, treulich lebten und durch ihren Lebenswandel ihre Nachbarn erleuchteten und erquickten.

[13] Also haben wir diese herrliche Nachtszene vor uns.

Wohl werden durch manche nächtliche Partialstürme hie und da die Strahlen des Himmels mit schnell dahineilenden Wolken flüchtig verdeckt.

Aber derselbe Sturm, der ehedem eine lichtfeindliche Wolke über das prachtvolle Sternengezelt brachte, eben dieser Sturm treibt diese Wolke über den Horizont hinab, und nach ihm wird das Firmament reiner, als es zuvor war.

Alles wird ängstlich ob eines solchen kurzwährenden Sturmes und wünscht sich wieder die ruhige, herrliche, von so vielen tausend Lichtern durchleuchtete Nacht.

Aber ein Naturkundiger spricht:

Solche Stürme sind nichts als gewöhnliche Vorboten des nahen Tages, daher solle man nicht ängstlich sein.

[14] Also ist es auch fürwahr.

Denn wo große Kräfte in Bewegung gesetzt werden, da kann man doch mit Recht schließen und sagen:

Hier kann eine noch größere, ja die allergrößte Urkraft nicht fern sein, denn kleine Winde sind nichts als Seitenströmungen eines nicht sehr fernen großen Orkans.

Also hat unser Naturkundiger ja recht, und wir erquicken uns noch immer an der herrlichen Pracht der Wundernacht. –

[15] Wir schwärmen gleich den Verliebten unter den vielen Fenstern des großen Prachthauses umher, und blicken mit phantasie- und sehnsuchtsvoller Brust hinauf zu den durch eine Nachtlampe schwach erleuchteten Lichtöffnungen des Hauses, hinter denen wir den Gegenstand unserer Liebe wittern.

[16] Viele Ahnungen, tausend inhaltsschwere Gedanken zucken da gleich Sternschnuppen über unsern Liebehimmel, aber kein solch flüchtiges ephemeres Licht will dem Durste unserer Liebe eine genügende Labung reichen.

[17] Also geht es den Menschen auch in dem alten nächtlichen Sternenhimmel des Geistes.

Aber was geschieht?

Durch den Aufgang der Sonne fängt der Horizont an sich zu röten.

Heller und heller wird es über dem Horizont des Aufganges.

Noch einen Blick nach dem ehemals so herrlichen Himmel, und was ersieht man?

– Nichts als einen Stern um den anderen verschwinden. –

[18] Die Sonne, die herrliche, geht mit ihrem urewigen Tagesglanze auf und kein Sternchen am
Himmel ist mehr zu erschauen, denn die eine Sonne hat jedes Himmelsatomchen heller gemacht mit dem einen Lichte, als in der Nacht all die zahllosen Sterne zusammen so etwas zu bewirken imstande gewesen wären.

[19] Dem harrenden Verliebten, der die ganze Nacht hindurch vergeblich geschwärmt hatte, geht am für ihn inhaltsschweren Hause nur ein Fenster auf.

Und von diesem einen Fenster begrüßt ihn der ersehnte Gegenstand seines Herzens und sagt ihm mit einem wohlwollenden Blicke mehr als ehedem die Nacht hindurch seine zahllosen Phantasien und Gedanken!

[20] So sehen wir in der großen Natur tagtäglich eine Szene, die unserer geistigen vollkommen entspricht.

[21] Den Mond, gleich dem Moses, sehen wir mit abnehmendem und erblaßtem Lichte hinter das abendliche Gebirge untertauchen, wenn die mächtige Sonne am Morgen über den Horizont emporsteigt.

Was auch immer ehedem in der Nacht in ein noch so geheimnisvolles Dunkel gehüllt war, steht jetzt hell erleuchtet vor jedermanns Augen!

[22] Das alles ist die Wirkung der Sonne.

Und am geistigen Himmel alles die Wirkung des Einen Herrn, des Einen Jesus, der da ist der alleinige Einige Gott Himmels und aller Welten!

[23] Was Er Selbst in Sich ist als die göttliche Sonne aller Sonnen, das ist auch ein jedes einzelne Wort aus Seinem Munde gesprochen gegen alle zahllosen Worte aus dem Munde begeisterter Patriarchen, Väter und Propheten.

Zahllose Ermahnungen, Gesetze und Vorschriften ersehen wir im Verlaufe des Alten Testamentes.

Das sind Sterne und auch künstliche Lichter der Nacht.

Dann aber kommt der Herr, spricht nur ein Wort – und dieses Wort wiegt das ganze Alte Testament auf. –

[24] Und sehet, aus eben diesem Grunde erscheint auch dieses eine erste Wort hier in diesem elften Saale als eine selbstleuchtende Sonne, deren Licht zahllose Sterne wohl erleuchtet, es aber dagegen ewig nimmer vonnöten hat, sich des Gegenschimmers der Sterne zu bedienen.

Denn es ist ja das Urlicht, aus dem alle die zahllosen Sterne ihr teilweises Licht genommen haben.

[25] Und so wird es auch hier in dieser Erscheinlichkeit sicher begreiflich sein, warum die vormaligen zehn Tafeln nur weiß, also mattschimmernd, aufgerichtet sind, wogegen wir hier das urewige Sonnenlicht dargestellt erschauen, das keines Vor- und Nachtlichtes bedarf, sondern schon in sich alles Licht faßt.

[26] Wer dieses nur einigermaßen beherzigt, der wird es vollkommen einsehen, warum der Herr gesagt hat:

“In diesem Gebote der Liebe sind Moses und alle Propheten enthalten”.

Es ist sicher ebensoviel gesagt, als so man natürlichermaßen sagen möchte:

Am Tage erblickt man darum die Sterne nicht mehr und hat deren Licht auch nicht mehr vonnöten, weil all ihr Licht in dem einen Lichte der Sonne zahllos aufgewogen wird.

– Wie aber durch solches hier die volle Wahrheit sich handgreiflich darbietet, werdet ihr in der Folge ersehen. –

99. Kapitel
– Die Liebe Gottes –
 der Urgrundstoff aller Geschöpfe.

[01] Die Liebe Gottes ist der Urgrundstoff aller Geschöpfe, denn ohne diese hätte ewig nie etwas erschaffen werden können.

Diese Liebe entspricht der allbelebenden und zeugenden Wärme, und nur durch die Wärme sehet ihr die Erde unter euren Füßen grünen.

[02] Durch die Wärme wird der starre Baum belaubt, blühend, und die Wärme in ihrem Wesen ist es, die die Frucht am Baume reift.

Es gibt überhaupt auf der ganzen Erdoberfläche kein Wesen oder Ding, das seinen Ursprung im gänzlichen Wärmemangel nehmen könnte.

[03] Man wird hier etwa sagen und einwenden:

Das Eis ermangelt doch sicher aller Wärme, und besonders das Polareis.

Mit dem wird die Wärme doch nicht gar zu viel zu schaffen haben, denn bei nahe vierzig Grad Kälte möchte man wohl dasjenige Wärmemessungsinstrument kennen, das dort noch irgendeine Wärme heraustüpfeln könnte.

Ich aber sage hierzu nichts anderes, als daß die Gelehrten dieser Erde das Instrument noch nicht erfunden haben, mit dem sie den eigentlichen Wärmestoff vom eigentlichen Kaltstoffe wohl ausmeßlich absondern und gewissenhaft bestimmen können.

Bei uns, die wir im inwendigen reinen Wissen sind, ist ein ganz anderes Maß eingeführt und gebräuchlich.

[04] Die Gelehrten der Erde fangen da mit der Messung der Kälte an, wo das Wasser gefriert.

Wenn beim Gefrierpunkte schon die eigentliche Kälte anfängt, da möchte ich denn doch den Grund wissen, nach welchen Gesetzen oder auf welche Art und Weise dann die Kälte zunehmen kann?

Warum empfindet man bei euch eine Temperatur von etwa vier bis fünf Graden unter dem sogenannten Eispunkte noch leidlich erträglich?

Wenn aber das Thermometer bis auf achtzehn Grade gesunken ist, da wird ein jeder die Kälte schon sehr schmerzlich empfinden.

Kann man hier nicht sagen, und das mit vollem Rechte:

Achtzehn Grad Kälte sind darum empfindlicher als vier Grade, weil bei vier Graden offenbar noch mehr Wärme als bei achtzehn Graden vorherrschend ist?

Kann man nun achtzehn Grade schon als komplette Kälte annehmen?

O nein, denn man hat schon dreißig Grad Kälte erlebt.

Diese war noch viel schmerzlicher als die mit achtzehn Graden.

Warum?

Weil sie wieder bei weitem weniger Wärme in sich enthielt als die mit achtzehn Graden.

Aber vierzig Grade werden noch schmerzlicher sein als dreißig.

Ist man aber darum schon berechtigt, die vierzig Grade als vollkommen wärmelos zu erklären?

[05] Ich aber will euch sagen, daß das nichts als Übergänge von der Wärme zur Kälte und also auch umgekehrt sind.

Daher kann man diesen viel richtigeren Maßstab annehmen:

[06] Jedes Ding, jeder Körper, der noch erwärmungsfähig ist, kann nicht völlig kalt genannt werden, sondern er hat ebensoviel Wärme in sich, als wie groß und dicht er ist.

Ein Eisklumpen vom höchsten Norden kann am Feuer geschmolzen und das Wasser dann bis zum Sieden gebracht werden.

Hätte dieses Eis nicht gebundene Wärme in sich, nimmer könnte es erwärmt werden.

[07] Kälte ist demnach diejenige Eigenschaft eines Wesens, in der durchaus keine Erwärmungsfähigkeit mehr vorhanden ist.

So kann man mit Recht selbst die Bildung des Eises am Nordpole einzig und allein der Reaktion der Wärme zuschreiben, wo sie von der Kälte bedroht ihre Körper ergreift, zusammenzieht und festet, damit sie der eigentlichen Kälte den festesten Widerstand leisten können.

[08] Die Wärme ist demnach gleich der Liebe, die eigentliche Kälte aber gleicht der eigentlichen höllischen Liebelosigkeit.

Wo diese herrschend auftreten will, da bewaffnet sich ihr gegenüber die alles belebende und erhaltende Liebe, und die eigentliche alles ertötende Kälte vermag der so bewaffneten Liebe keinen Sieg abzugewinnen.

[09] Was heißt denn hernach:

“Liebe Gott über alles”?

 – Natürlicherweise betrachtet kann es unmöglich etwas anderes heißen als:

[10] Verbinde deine dir von Gott gegebene Lebenswärme mit der dich erschaffenden und erhaltenden Urwärme deines Schöpfers, so wirst du das Leben ewig nimmer verlieren.

[11] Wirst du aber deine Liebe oder deine Lebenswärme freiwillig von der göttlichen Urlebenswärme trennen und gewisserart als ein selbständig herrschendes Wesen dasein wollen, so wird deine Wärme keine Nahrung mehr haben.

[12] Du wirst dadurch in einen stets größeren Kältegrad übergehen.

Und je tiefer du hinabsinken wirst in die stets mächtiger kaltwerdenden Grade, desto schwerer wird es halten, dich wieder zu erwärmen.

Bist du aber in die vollkommene Kälte übergegangen, dann bist du dem Satan ganz anheimgefallen, wo du als rein kalt keiner Erwärmung mehr fähig bist!

[13] Was da mit dir weiter geschieht, davon weiß kein Engel des Himmels dir eine Silbe zu sagen.

[14] In Gott sind freilich unendliche Tiefen.

Wer aber wird diese ergründen und dabei das Leben behalten? –

[15] Ich meine, aus dieser kurzen Vorerwähnung wird man schon ziemlich klar anfangen können, sich einen Begriff zu machen, warum dieses Gebot, dieses eine Wort des Herrn, der Inbegriff, ja eine Sonne aller Sonnen und ein Wort aller Worte ist.

– In der Folge wollen wir noch mehreres davon sprechen. –

100. Kapitel
– Was heißt:
Gott über alles lieben?

[01] Ich sehe einen, der da kommt und spricht:

Es wäre schon alles recht, aber wie sollte man dieses eine göttliche Wort an Gott Selbst realisieren?

Wie sollte man denn so ganz eigentlich Gott lieben, und das über alles?

Sollte man in Gott etwa also verliebt sein, wie ein junger Bräutigam in seine schöne und reiche Braut?

Oder sollte man in Gott also verliebt sein, wie ein Mathematiker in eine mathematische Berechnung oder ein Astronom in seine Sterne?

Oder sollte man also verliebt sein wie ein Spekulant in seine Ware oder ein Kapitalist in sein Geld oder wie ein Herrschaftsbesitzer in seine Herrschaften oder auch wie ein herrschender Monarch in seinen Thron?

Das sind die einzig möglichen Maßstäbe ernster menschlicher Liebe, denn der Kinder Liebe zu ihren Eltern kann man nicht füglich als einen ernsten Maßstab der Liebe aufstellen, indem das Beispiel lehrt, daß Kinder ihre Eltern verlassen können, um entweder irgendeine gute Heirat zu machen oder viel Geld zu gewinnen oder eine hohe Ehrenstelle einzunehmen.

Bei all dem tritt die Liebe der Kinder zu ihren Eltern zurück und muß notwendig einer mächtigeren Platz machen.

Daher sind hier nur die mächtigsten Maßstäbe der menschlichen Liebe angeführt, und da fragt es sich, nach welchem soll man so eigentlich die Liebe zu Gott bemessen?

[02] Wenn aber nun jemand kommt und spricht:

Nach diesem oder jenem,

da sage ich einwendend:

Freund!

Das kann nicht sein.

[03] Es ist wahr, die von mir angeführten mächtigsten Liebemaßstäbe sind wohl die einzigen, wonach des Menschen größte Liebekraft bemessen werden kann; aber es heißt ja, man solle Gott über alles lieben, was so viel sagen will als: mehr, als alles in der Welt.

[04] Da fragt es sich, wie es anfangen, wie die Liebe zu einer Potenz erheben, von der sich kein menschlicher Geist irgendeinen meßbaren oder vergleichbaren Begriff machen kann?

Man wird etwa sagen:

Man solle Gott noch mehr lieben als sein eigenes Leben.

Da sage ich, der Einwender:

Mit der Liebe des eigenen Lebens hält die allerhöchste Liebe zu Gott noch weniger irgendeinen Vergleich aus als mit der Liebe der Kinder zu ihren Eltern.

Dankschön

Fotos von allem,für das - und von allen, für die ich DIR Dankschön sag: Eltern, Kinder, Kindeskinder, Hans Söllner, Jakob Lorber, Hülja, Maria, Elisabeth, Johann, Peter Kreutz, ... für Gute und für Böse und auch, liaba Got, für mi Dankschö _____________________________________ Erlaubt mir, hier auf die Ergebnisse meiner Arbeit mit getesteten kostenlosen Webseiten hinzuweisen: Keine der bisher getesteten bietet so viel Speicher wie diese hier! Was sie für sich werbend ankündigen, kann wegen begrenztem Speicherplatz oder allemal nicht genutzt werden für umsonst: Ton oder Video hochladen übersteigt die angebotenen Speichergrenzen. Trotzdem gibt es Unterschiede. Und lernen kann man immer weiter. Die Seite Fische fangen bietet dabei die schöne Möglichkeit, auch ohne HTML-Befehle Links auf wieder andre eigene Seiten im selben Fenster zu öffnen. Das erleichtert die Arbeit von diesem Standpunkt aus. Warum andre Seiten so schnell da waren mit "Speicher ist überfüllt", begreife ich noch gar nicht. War da doch ein Taschenspielertrick mit den Bits und Bytes im Spiel. Wurde in der einen Page mit einer andern Währung gearbeitet als in der andern? Einmal Mega, ein andermal Kilo? Meine Linkleiste auf der linken Seite hier ist ganz unbefriedigend: Sie hupft ständig rum. Man kann nicht die Maus stehen lassen mit der Hoffnung, die nächste Seite in greifbarer Nähe zu halten. Da muß ich mal auf interne Links von Seite zu Seite zurückgreifen. Daß man einfach ein bissel müheloser von einer Seite zur andern stöbern kann. Es gibt ja noch nicht so was wie eine Diashow für den Durchlauf durch eine Webseite - Man wird immer bequemer! Schon dieser - zugegeben sehr einseitig den Menschen beanspruchende Mausklick - wird einem zur Last. Also: Weiterdenken und vielleicht eines Tages weiterprogrammieren! Ich wünsche einen schönen Aufenthalt in diesem verworrenen bis klaren fremden Land zwischen Modems und Routern und dahinter! Elisabeth _____________________________________ N° 1 Fische fangen: http://zweiseit.2page.de N° 2 Überall finde ich Mittel: http://steffenelis.cabanova.de N° 3 Alles nur aus Liebe: http://est.homepage24.de N° 4 Blog: http://www.homepage24.de/blogs/estBlog N° 5 Für Nele: http://user1.123imwww.de/rafaele N° 6: http://rafaela.oyla15.de N° 7 N° 8 N° 9 N°10

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